Der Weg Richtung Osten – Teil 3

Über den rumänisch-bulgarischen Grenzübergang Ruse an der Donau wird gemeinhin gesagt, dass dort mit recht langen Abfertigungszeiten zu rechnen sei. Also suchten wir zwei Schlaumeier eine Alternative und fanden sie in Form einer kleinen Fähre über die Donau zwischen Zimnicea auf der rumänischen und Shvistov auf der bulgarischen Seite. Laut Webseite der Betreibergesellschaft fahren zwei Fähren im Wechsel alle 1,5 Stunden.
Bei der Ankunft und nach der obligatorischen Besichtigung des LKW durch die Grenzpolizisten fuhren wir die erstzunehmend steile Rampe als drittes Fahrzeug auf die Fähre. Nachdem noch ein weiterer Sattelschlepper mit einem deutsch sprechenden Rumänen heruntergeschlingert war, konnte es losgehen.

Jenseits der Donau: Bulgarien 😊
Die Konstruktion der Rampe führt zu erhöhtem Blutdruck bei den Fahrern…

Voller Vorfreude auf das nächste Land warteten wir darauf, nach kurzer Fährfahrt an der anderen Donauseite einreisen zu können. Doch dann wurden wir gezwungenermaßen Teilnehmer an einer Trainingseinheit in stoischer Gelassenheit:

  • Der erste LKW schaffte erwartungsgemäß die steile Auffahrrampe nicht. Die oben fest installierte Winde war kaputt (bereits seit langer Zeit, wie wir später sahen). Also musste erst einmal ein Schlepper organisiert werden (als gute Deutsche fragten wir uns natürlich, warum denn dieser Schlepper nicht schon längst bereitsteht! Wir können halt nicht aus unserer Haut 😉). Nachdem also LKW Nummer 1 oben war, konnte der erste LKW vom Festland auf die Fähre setzen. Danach wurde die Fähre um drei Meter versetzt, damit LKW Nummer 2 die Rampe erklimmen konnte. Natürlich auch umständlich mit Hilfe des Schleppers.
Da geht es nur mit PS-starker Hilfe bergauf, zumindest für die Sattelschlepper.
  • Nun sollte eigentlich die Fähre wieder versetzt werden, um die restlichen zwei LKW – inklusive unseres IVO – anzulanden. Wenn denn nicht der Motor der Fähre versagt hätte! Also warten auf den Mechaniker…
  • Endlich lief der Motor wieder, LKW Nummer 3 schafft die Rampe natürlich nicht, also braucht es erneut den Schlepper. Der hat sich allerdings in der Zwischenzeit aus dem Staub gemacht und muss erst wieder gerufen werden.
  • Nachdem auch wir endlich an Land angekommen sind – selbstverständlich ohne Hilfe des Schleppers 💪 – zahlen wir die stattliche Gebühr von 47 € und steuern die nächste Station an: Die Grenzpolizei!
  • Ein netter englischsprachiger Polizist empfängt uns und bittet um Geduld, da das IT-System ausgefallen sei. Kaum 15 Minuten später läuft es wieder und die Einreise ist erledigt. Jetzt nur noch die Zollformalitäten. Denken wir!
  • Der nette Polizist begleitet uns und gibt uns zu verstehen, dass unser LKW gewogen werden müsse und zudem sei das IT-System der Zollbehörde gerade ausgefallen. Also warten wir wieder. Wir werden gewogen, das Ergebnis kann uns aber niemand mitteilen, da die Waage augenscheinlich auch nicht richtig funktioniert.
  • Wir vertreiben uns die Wartezeit mit einem Plausch. Angesprochen auf die zwei Fähren, von der wir nur eine gesehen haben, verrät uns der Polizist, dass es die zweite Fähre nie gegeben habe. Und in Bezug auf die diversen Pannen begrüßt er uns mit einem Grinsen und den Worten: „Welcome to Bulgaria“! Humor ist, wenn man trotzdem lacht 🤭. Dass wir zu guter Letzt unsere Bulgarien-Maut nicht online zahlen konnten, hat uns nur noch peripher tangiert 😒.

Kurz zur Maut in Bulgarien: Bis 3,5 to zulässiges Gesamtgewicht gibt es die E-Vignette, die über das Internet gekauft werden kann. Ab 3,5 to braucht es den Routepass, bei dem die zu fahrende Strecke gebucht wird. Für uns klang das zunächst recht kompliziert, die Praxis zeigte jedoch, dass das Verfahren schnell und unkompliziert ist. Über http://Web.bgtoll.bg werden die Fahrzeugkategorie sowie der Startpunkt, eventuelle Zwischenziele und der Endpunkt der Fahrt angegeben. Zur Kontrolle wird die Route auf einer Karte dargestellt. Bezahlt wird mit der Kreditkarte. Das Ticket ist dann innerhalb der nächsten 24 Stunden gültig.

Einsamer Stellplatz in der Nähe der alten Hauptstadt Veliko Tarnovo. Die Anfahrt war eine Herausforderung!

Bulgarien war für uns auch nur ein Land auf der Durchreise. Trotzdem hatten wir Gelegenheit, auf einem Campingplatz an einer Feier einer Roma-Familie teilzunehmen (Zitat des Campingplatzbetreibers: „You know, the european Roma, not the other ones who are pickpocketing…“). Laut, fremd, ausgelassen, aber schön!

Gefeiert wurde ein Kindergeburtstag und zugleich aus Freude darüber, dass bei dem Kleinen eine Diabetesdiagnose zum Glück falsch war.
Neben diesem gegrillten Lamm gab es noch drei weitere Lämmer aus dem Erdofen.
Wir dachten, sie hätten uns zu einem Glas Wein eingeladen. Weit gefehlt: Das ist Schnaps!
Wir wurden gut informiert: Dieser Herr lebt in Ulm und war der Onkel vom Jungen!

Und weil wir einen alten LKW fahren, und weil immer irgendwas ist, nutzen wir die Gelegenheit, um Wartungs- und kleine Reparaturarbeiten zu erledigen.

Reparatur im Schatten, da lässt es sich aushalten.

Nun wird es Zeit, den Transit zu beenden, da wir unser erstes Zwischenziel erreichen: Die Türkei. Und wie immer, vertrösten wir Euch damit auf ein anderes Mal.

Habt bis dahin eine gute Zeit!

4 Kommentare zu „Der Weg Richtung Osten – Teil 3

  1. Gemäß dem Motto:“Wer eine Reise macht, kann was erleben.“ Eigentlich lädt der Grenzübergang zum Schmunzeln ein und die Feier hat Euch ja dafür „entschädigt“. Liebe Grüße aus dem Sundgau mit problemlosen Grenzübertritten, obwohl die per Schild verboten sind.

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  2. Ich freue mich schon auf weitere Lehrstunden in stoischer Gelassenheit.

    Stoiker streiten bekanntlich nicht darüber,
    ob der Stoiker an sich nun Rumäne oder Bulgare ist.

    Meistens fragen Sie einen Hedonisten
    Oder einen Epikureer

    Weiter gute Fahrt vom klugs…borchener

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    1. Ist der Epikureer nicht die Person, die sich mit dem Thema „Enthaarung“ beschäftigt? Wir sind auf jeden Fall glücklich, Teil des stoischen Lebensalltags sein zu können und berichten sehr gerne über weitere einschneidende Herausforderungen.
      Viele Grüße aus dem LKW senden Euch Karin und Klaus

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