Östlich von Istanbul

Unsere Aufregung steigt. Wir fahren über den Bosporus und sind somit per Definition auf dem asiatischen Kontinent.

Und jetzt wieder etwas, über das wir vorher nicht nachgedacht haben: Mit der Überquerung des Bosporus gelangen wir auf den asiatischen Kontinent. Ungefähr 1.300 km weiter östlich betreten wir mit Überschreitung der georgischen Grenze einen Teil der Welt, den die Einen zu Vorderasien zählen, andere wiederum zum europäischen Kontinent. Geopolitik kann kompliziert sein… 🤔

Wir umfahren die Metropole Istanbul und nehmen die nördliche Brücke mit dem schönen Namen „Yavuz Sultan Selim Koprüsu“ über die an dieser Stelle 600 Meter breite Verbindung zwischen dem Schwarzen Meer und dem Marmarameer.

Sammlung der Weltrekorde: Breite (59 Meter), Längste Hängeseilbrücke mit Straßen/Eisenbahnkombination (1.408 Meter), Höchste Hängeseilbrücke (322 Meter), Rekordbauzeit 3 Jahre – Yavuz Sultan Selim Köprüsu

Vorurteilsbehaftet, wie wir manchmal sind, dachten wir: Wenn wir erst einmal östlich von Istanbul den Einzugsbereich der Metropole verlassen haben, dann werden die Straßen schlecht und wir müssen uns auf eine mühsame Fahrt einstellen.

Tja, weit gefehlt: Auf der gesamten Strecke bis kurz vor der georgischen Grenze befahren wir fast ausschließlich Straßen in einem hervorragenden Zustand, häufig vierspurig bei sehr geringer Verkehrsdichte. Wir wissen zu wenig über die Innenpolitik der Türkei, um diesen Umstand schlüssig erklären zu können. Ist auch zweitrangig, uns hilft es jedenfalls, möglichst schnell in Richtung Georgien zu fahren.

Die folgende Woche ist reich an Kilometern, jedoch relativ arm an Erzählstoff. Weitgehend parallel zur türkischen Schwarzmeerküste geht es weiter gen Osten in Richtung Georgien. Lediglich in Trabzon verbringen wir zwei Nächte, da wir die Reparaturleistung eines Optikers in Anspruch nehmen müssen.

Weites Land, ausgezeichnete Straßen und viel Transit aus den „STAN“-Ländern (Usbeki-, Tadschiki-, Kasach-,…)
Stellplatz im Niemandsland. Der Hirte, der abends per Übersetzungs-App fragte, wo wir herkommen, stammt aus Syrien.
Bei einem hopfenhaltigen Kaltgetränk lassen wir die Kilometer des vergangenen Tages Revue passieren.
Seit dem 7. Jhd. v. Christus besiedelt. Trabzon ist die östlichste große Hafenstadt der Türkei am schwarzen Meer.
Unser Stellplatz direkt am Ufer in Sichtweite der noch im Bau befindlichen neuen Moschee.
Beeindruckender Sakralbau.
Ein Bücherbus, zur Verfügung gestellt von der australischen Entwicklungshilfe.
Kippensammlung mit pädagogischem Hintersinn 😀.
Kaum Supermärkte, dafür viele Handwerksläden mit mehr oder weniger ansprechendem Angebot.
Gemüse, so frisch und gut!
Eine ehemals pontisch-griechische Kirche. Da schlägt das Humanistenherz doch gleich mal höher ☺️
Stets präsent: Staatengründer Mustafa Kemal Atatürk. Erstaunlicherweise zählten wir nur wenige Abbilder des aktuellen Präsidenten.
Es wird Abend in der großen Stadt…
… und die Menschen genießen den Sonnenuntergang 😍

Uns beeindruckt und erfreut die Freundlichkeit der Menschen. Wir werden auf türkisch, deutsch, englisch und französisch angesprochen und stets heißt es „Hoş geldiniz“ – Willkommen.

Eher ein seltener Anblick in der Großstadt. Dafür aber um so schöner.

Ach ja, eins noch: Uns bedrückt der überall und ständig vorhandene Müll. Besonders an der dicht besiedelten Küste gibt es keine Stelle, die nicht als wilde Müllkippe missbraucht wird. Über mangelnde Möglichkeiten der Müllentsorgung können sich die Menschen nicht beschweren: Müllcontainer gibt es zuhauf. Sensibilisiert von diesem Umstand, erfahren wir aus einem Beitrag des Deutschlandfunk mehr: Über das Bemühen der Regierung, die Einstellung der Menschen zur Umweltverschmutzung und darüber, wie eine komplette Dienstleistungsbranche – die legalen und illegalen Müllsortierer – vom achtlos weggeworfenen Plastik profitiert.

Der Blick nach links…
Und nach rechts. Einen Stellplatz ohne Müll gibt es faktisch nicht 😞.
Müllsammlerin bei der Arbeit…

Trotzdem: Unser erster Kontakt mit der Türkei lässt in uns bereits jetzt die Vorfreude auf die Rückkehr in dieses Land steigen. Doch zunächst reisen wir nach Georgien; der Kaukasus ruft!

Aber das… Ach, ihr wisst schon 😉.

Habt eine gute Zeit!

2 Kommentare zu „Östlich von Istanbul

  1. Moin, ihr Lieben!

    Wir sind wieder zuhause und ich lese mich durch eure Schriften. Immer wieder schön! Alte Erinnerungen….
    Grüße aus dem Wetszipfel!!! Christiane

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    1. Hallo ihr drei! Wir hoffen (und haben ja auch in Bild und Text gesehen), dass ihr wieder eine erlebnisreiche Tour hattet. Und uns freut es, wenn wir Euren Erinnerungen frischen Glanz verleihen dürfen 🙂. Wir werden weiterhin Fleiß berichten. 😃
      Liebe Grüße aus dem Osten von Karin und Klaus

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