Georgien – Schmelztiegel der Kulturen

Wir hatten aus einigen Reiseberichten viel Spannendes über dieses kleine Land an der Ostküste des Schwarzen Meeres mitgenommen und waren dementsprechend gespannt, ob unser Reiseerlebnis diesen enthusiastischen Berichten nahekommen würde.

Bevor wir einreisen konnten, mussten wir zunächst am obligatorischen LKW-Stau vorbeifahren, der bereits 20 km vor dem Grenzübergang begann.
Während wir also an den unzähligen Sattelschleppern vorbeifahren, fragen wir uns, wie denn die LKW-Fahrer aus der Ukraine und aus Russland miteinander umgehen, die hier gezwungenermaßen gemeinsam auf die Grenzabfertigung warten. Aussagen von direkt Betroffenen haben wir bislang nicht erhalten, jedoch scheinen besonders die Ukrainer sehr wohl differenzieren zu können, ob die russischen Mitbürger explizit für den Krieg gegen die Ukraine sind oder ob sie einfach nur ihr Leben bestreiten müssen. Vielleicht können wir im Lauf der Zeit noch genaueres erfahren.

Grenzübertritte gehören nicht zwingend zu unseren Lieblingsbeschäftigungen. Karin muss als Beifahrerin raus aus dem LKW und erledigt in einem an Flughafenterminals erinnernden Gebäude ihre eigene Aus- und Einreise, während der Fahrer zusammen mit dem LKW sich in die Schlange der Fahrzeuge einreiht.
Zweimal auf türkischer und auch zweimal auf georgischer Seite wollen die Offiziellen eine Besichtigung des LKW. Unsere Vermutung, dass mindestens zwei Kollegen einfach nur neugierig waren, war wohl nicht ganz unbegründet. Nach zwei Stunden waren Fahrer und Beifahrerin wieder vereint.

Wir sind in Georgien!

Schrift fast wie in Thailand, unattraktive Grenzanlagen wie fast überall auf der Welt. Beachtenswert: Die Europaflagge weht offiziell auf dem georgischen Grenzabfertigungsgebäude.

Hier – in Stichpunkten – ein paar Informationen über Georgien (danke, Wikipedia, für die Informationen 😌)

  • Das Land verfügt über eine Fläche von 69.700 Quadratkilometern (inklusive der besetzten Gebiete Südossetien und Abchasien). Somit ist Georgien etwa so groß wie Bayern.
  • Von dieser Fläche bestehen ungefähr 87 Prozent aus Gebirge und Vorgebirge (das werden wir später noch genügend kennenlernen 😳).
  • Da der Kaukasus das Land vor den kalten Nordwinden schützt, herrscht im Westen des Landes ein subtropisches Klima vor, im Osten überwiegt gemäßigt kontinentales Klima. Das macht besonders den Westen zu einem sehr fruchtbaren Landstrich.
  • Die 3,7 Millionen Einwohner verteilen sich auf 26 Volksgruppen.
  • Weinanbau in Georgien hat eine über 8.000 jährige Geschichte. Somit zählt das Land zur Wiege des Weines (warum wir uns wohl dieses Land zum Reiseziel gemacht haben!? 🤔).

Das klingt spannend und – soviel können wir bereits verraten – das ist es auch.

Doch zunächst stürzen wir uns in das Gewimmel von Batumi. Dieses Las Vegas des Ostens hat unserer Vermutung nach seinen Status als Folge der Grenznähe zur Türkei. In Reisebussen werden vergnügungswillige und spielfreudige türkische und interessanterweise auch iranische Landsleute in die Stadt gebracht, wo sie sich in den zahlreichen Kasinos und auf der Flaniermeile amüsieren können. Das ist nicht so unser Ding; trotzdem fanden wir inmitten des Trubels noch ein paar nette Ecken.

Batumi – Der Blick von unserem Stellplatz im letzten Tageslicht.
Rechts der Alphabetturm, gesehen von der Amüsiermeile. Es ist übrigens 7:30 Uhr morgens und hinter mir tanzen die letzten Gäste in einer Stranddiskothek 🥳.
Typisch georgische Stadt-Anarchie: Kirchen, Kabel, Kaffee und kaputte Häuser 🙂. Hat aber Charme…
Batumi-Plaza im venezianischen Stil. Nicht so unser Ding. Aber das Mosaik ist beeindruckend.
Entworfen von einer georgisch-schweizerischen Designerin und aus mehreren Millionen Mosaiksteinen zusammengesetzt.
Hauptsache: Bunt! 🙃

Eines der berühmtesten Wahrzeichen der Stadt ist die Liebes-Statue „Ali und Nino“. Die Erschafferin, Tamara Kwesitadse, ließ sich von dem Roman „Ali und Nino“ inspirieren, der die Liebesgeschichte zwischen dem aserbaidschanischen muslimischen Ali und der georgischen Christin Nino, die tragischerweise mit dem Tod Ali’s endet.

Die zwei Figuren bewegen sich im ewigen Kreis aufeinander zu, um gleich darauf wieder getrennt zu werden.

Apropos Gewimmel: Im georgischen Straßenverkehr – ganz besonders in den Städten – gibt es eine klare Regel: „Wer bremst, verliert!“. Verkehrsschilder dienen der Farbgebung an den Straßen, Ampeln dienen der Abwechslung vom tristen Einerlei, Zebrastreifen geben dem Asphalt geometrische Muster und das Rechtsfahrgebot wird gerne als Rechtsüberholerlaubnis interpretiert. Da freuen wir uns, dass wir mit unserem Dickschiff im städtischen Verkehr als Ruhepol einen gewissen Sonderstatus unter den PS-Protzen genießen.

PS-Protz, aber keine Heckschürze. Ein völlig normales Bild in Georgien. Die Ersatzteile sind nicht erhältlich und auch sehr teuer. Gerüchte gehen um, dass sich die Besitzer dieser Autos Front- oder Heckschürzen leihen, damit sie den georgischen „TÜV“ bestehen.

In Batumi erledigen wir die üblichen Vorgänge. Wir versorgen uns mit Bargeld (obwohl wir kaum welches benötigen, da jeder noch so kleine Laden anstandslos die Kreditkarte akzeptiert) und wir organisieren eine SIM-Karte für den Anschluss an das weltweite Netz. Für uns als „digitale Nomaden“ erscheint Georgien als Paradies, erstehen wir doch für umgerechnet 14 Euro einen Monat unlimitiertes Datenvolumen. Dabei ist – wie sich im Laufe der nächsten Tage herausstellt – die Netzabdeckung phänomenal.

Beste Voraussetzungen also, um tiefer in das bergige, multikulturelle und weinselige Land am Kaukasus vorzudringen…

Und schon haben wir genug Stoff für eine neue Geschichte, die wir Euch beim nächsten Mal erzählen werden.

Habt bis dahin eine gute Zeit 😊!

2 Kommentare zu „Georgien – Schmelztiegel der Kulturen

  1. Wir sind ja nur 2 Wochen mit unserem neuen selbstsusgebauem Jumper in Südfrankreich, verfolgen aber mit großem Interesse Euren Blog! Viele gute Zeit Euch weiterhin und alles Liebe! Barbara und Werner aus Graisch

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    1. Kulinarisch gesehen sind zwei Wochen Südfrankreich wie 6 Wochen Georgien 😃. Nicht, dass das Essen hier schlecht ist, aber die französische Vielfalt und Qualität ist doch auf einem anderen Niveau. Genießt die Zeit, wir machen das auch; und wir berichten fleißig weiter 🙂. Ganz liebe Grüße und auf ein Wiedersehen! Karin und Klaus

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