Das tobende Leben – die Hauptstadt Tblisi

Nach unserer herrlich ruhigen Zeit in der Einsamkeit stand uns der Sinn nach etwas mehr Trubel. Und in weniger als 150 km waren wir mitten drin!

Etwa ein Drittel der georgischen Bevölkerung lebt im Großraum der Hauptstadt Tiflis. Und dieses pulsierende Leben merken wir an jeder Straßenecke. Wir fühlen uns ein wenig wie in den schönen ostdeutschen Großstädten kurz nach der Wende. Zahlreiche halb verfallene – und somit wahrscheinlich günstige – Bauwerke dienen allen Arten von (Sub-)Kultur und Cafés als Behausung. Die Spanne reicht von schick bis scheußlich. Wir fühlen uns wohl und hoffen, dass dieses anarchische Chaos noch ein wenig Bestand haben wird, bevor die Subkultur dem Kommerz weichen muss…

Aber natürlich gab es auch sehenswerte Bauwerke, die den Besuch der Stadt genau so lohnenswert machen. Den fotografischen „Beweis“ müssen wir leider weitgehend schuldig bleiben, weil uns fast alle Bilder der Besichtigungstouren aus irgendeinem Grund verschütt gegangen sind. Ich Dummerchen…

Blick über die Innenstadt der 1,13 Millionen Einwohner zählenden Metropole.
Die Sameba-Kathedrale ist als größtes Kirchenbauwerk Transkaukasiens zugleich Sitz des Patriarchen der georgisch orthodoxen Apostelkirche.
Erinnerung an „Berikaoba“, traditionelles Theater in Georgien. Fruchtbarkeit und Wachstum werden in diesem Possenspiel gefeiert.
Die 2010 eröffnete Friedensbrücke war wegen ausufernder Baukosten umstritten, hat sich jedoch zu einem der beliebten Touristenhighlights entwickelt.
Der Uhrenturm des staatlichen Marionettentheaters stammt aus dem Jahr 2017.
Lieblingsbank für uns LKW-Schrauber 😁
Die Betlemi-Kirche oberhalb des sehenswerten jüdischen Viertels. Dahinter die „Mutter Georgiens“.
So wahr… Die geopolitische Lage Georgiens macht diesen Wunsch noch eindringlicher.
Muss nicht jedem gefallen. Wir fanden es originell.
In der Hauptstadt wird die grundlegende politische Orientierung an vielen Stellen sichtbar.
Nicht die unbedingt typische Bevölkerung der Hauptstadt 😊
Der Dichter Nikoloz Baratashvili führte den Europäismus in die georgische Literatur ein.
Diese „Pay-Boxes“ sind überall im Land aufgestellt. Darüber können Telefon- und Stromrechnungen, Strafzettel, Steuern, Bustickets gezahlt werden. So geht digital! (Sorry für die schlechte Bildqualität, aber diesen Service wollten wir euch unbedingt zeigen).

Wir schlendern durch die Straßen und müssen allerdings auch eine Aufgabe erledigen. Unser Haltebolzen des Stoßdämpfers war schon wieder gebrochen – wahrscheinlich hat der Laien-Mechanikus mit dem ihm zur Verfügung stehenden Werkzeug zu wenig Drehmoment in den Armen gehabt… (Der Tragödie ersten Teil könnt ihr hier nachlesen).

Nun also Teil 2 im Drama „Ist der Bolzen weggerüttelt, werden die Passagiere durchgeschüttelt“:

  • Wir bekommen bereits bei der Anfahrt auf Tiflis den Tipp, die Bolzen in der Kutaisi Road zu suchen. Da diese Straße recht weit vom eigentlichen Stellplatz entfernt ist, fahren wir direkt dorthin.
  • Um ein Demonstrationsobjekt in der Hand zu haben, bauen wir in einer Straßenbaustelle stehend den zweiten Stoßdämpfer aus, während der infernalische Verkehr direkt am Allerwertesten des Mechanikus vorbeidonnert.
  • In der Kutaisi Road und den angrenzenden Nebenstraßen reiht sich ein Autoteilehändler an den anderen. In Shops, die selten größer als 15 qm sind, findet sich alles für die Reparatur und Verschönerung von PKW jeglicher Bauart. Neben dem Betreiber selbst passt maximal noch ein Kunde in den Shop, der Rest ist als Lagerraum genutzt.
  • Nach mindestens drei Nachfragen bezüglich des Bolzens bekomme ich den Tipp, es doch eher am Eliava-Markt zu versuchen. Dort angekommen, finde ich einen unübersehbar großen Schrottplatz vor, der sich als eine Ansammlung von Altteileverwertern entpuppt. Zwielichtige Gestalten waten durch Pfützen von Altöl, ich ärgere mich, dass ich meine Sicherheitsschuhe nicht angezogen habe.
  • Etwas ratlos laufe ich mit meinem „Musterbolzen“ in der Hand durch das Gewühl, als mich ein älterer Mann anspricht (auf georgisch natürlich). Ich zeige ihm den Bolzen und er bedeutet mir, mitzukommen.
  • Er öffnet einen verbeulten Baucontainer und siehe da: Das Schrauben- und Bolzenparadies hat seine Pforten geöffnet. Wahrscheinlich haben einige dieser Stahlrelikte bereits die Schwungräder der Berlin-Bagdad-Bahn gehalten. Nach einiger Suche werde ich fündig und stolz wie Oskar bauen wir im kompletten Verkehrsirrsinn neue Bolzen an die Stoßdämpfer.
Der Wahnsinn beginnt: Einstieg in den Eliava-Markt 😳
Hab mich mal getraut, ein Bild zu machen…
Hier gesucht, heißt schon gefunden. Detail aus dem Schraubenparadies 😃

So ausgestattet konnten wir uns nun endlich dem Leibeswohl zuwenden. Nächste Station: Kachetien, eines der Weinanbaugebiete Georgiens.

Aber das…

Bis zum nächsten Mal! Habt bis dahin eine gute Zeit.

2 Kommentare zu „Das tobende Leben – die Hauptstadt Tblisi

    1. Vielen lieben Dank! Wir können den Besuch dieser trubeligen Stadt auf jeden Fall empfehlen. Und wenn dann auch noch die Spurensuche nach den Vorfahren dazukommt…
      Viele Grüße, wir berichten natürlich weiter!
      Karin und Klaus

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