Estland – Osten und Südosten

Der Weg von Tallinn in den ca. 60 km entfernten Nationalpark Lahemaa führt über die Autobahn Richtung St. Petersburg. Dann wollen wir mal eine estnische Autobahn näher spezifizieren:

  • 4 Spuren – ok, kennen wir
  • ca. 100 Autos pro Stunde – na, das kennen wir nur auf der A93 Mittwochs nachts um halb drei
  • Ausfahrten gehen immer nur nach rechts weg. Liegt das Ziel links der Autobahn, dann gibt es Wendestellen und man nimmt die nächste Ausfahrt in Gegenrichtung – Lustig, wenn das Navi sagt: „In 1 km bitte wenden.“
  • Fußgänger kreuzen seelenruhig die Fahrbahn – kennen wir nur, wenn es einen Unfall zu filmen gibt.
  • Fahrradfahrer kommen auch gerne mal entgegengesetzt der Fahrtrichtung – Wurde das letzte Mal bei den autofreien Sonntagen während der Ölkrise in den 70ern gesehen.

Alles in Allem also nicht ganz so vergleichbar mit dem, was unsereins unter einer Nahkampf– (ups) Auto-Bahn kennt.

Der Lahemaa Nationalpark ist ein Muss für die Estland-Freunde und auf sicher den Besuch mehrerer Tage wert. Wir haben

  • das Viru-Moor besucht und erwandert. Neben der unvergleichlichen Schönheit eines solchen Moores war beeindruckend zu sehen, wie großflächiger Torfabbau diese Landschaft auf Jahrhunderte beeinflusst.
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Viru Hochmoor
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Viru Hochmoor – Blick vom Aussichtsturm
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Viru Hochmoor – Holzsteg gegen nasse Füße
  • die nördlichste Spitze des estnischen Festlandes auf der Halbinsel Parispea erreicht (siehe auch Am Wendekreis der Boxel’s). Somit waren wir 80 km südlich von Helsinki, auf der Höhe von St. Petersburg, nördlicher als Stockholm und viel nördlicher als Schottland. Und das bei angenehmen 25 Grad. Da ging sogar das Schwimmen im Finnischen Meerbusen ohne Erfrierungen vonstatten.
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Am Purekkari neem
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Der nördlichste Punkt unserer Reise
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Diese Blütenpracht allüberall – und das so hoch im Norden
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Die mit Sicherheit nördlichste Sandburg Estlands
  • das Kunstmuseum in Viinistu besucht. Die größte öffentlich zugängliche Privatsammlung estnischer Kunstwerke wurde vom früheren ABBA-Manager (ABBA? Oh mein Gott, vielleicht waren sie ja auch mal hier…🤩) und späteren Außenminister Jaan Manitski in einer ehemaligen Fischfabrik zusammengetragen.
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Viinistu Kunstmuseum
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Viinistu Kunstmuseum – nette Aussicht
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Viinistu Kunstmuseum
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Viinistu Kunstmuseum – Der Riese Kalevipoeg; nach der Sage hat er Estland geformt
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Viinistu Kunstmuseum – Die Bibelgeschichte für BWLer 😊
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Viinistu Kunstmuseum – Na Na Na!!!
  • Verschiedene nette Dörfer und verschlafene Städte besucht.
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Gutshof in Palmse
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Markt in Käsmu
  • und allgemein die wunderschöne Landschaft genossen.

Weiter Richtung Osten wird die Gegend russischer – analog zum Bevölkerungsanteil, der in der Grenzstadt Narva 80% beträgt. Erschreckend bemerkenswert ist die Stadt Sillamäe, die von den Russen als „geschlossene Stadt“ erbaut wurde, da sie den Arbeitern der Uranverarbeitung als Wohnstatt gelten sollte. Unter anderem wurde hier das Uran für die erste Atombombe Russlands abgebaut und aufbereitet. Nach der Unabhängigkeit Estlands musste das Land viele Jahre mit den radioaktiven Abwasserbecken kämpfen, die durch die Sowjets hinterlassen wurden.

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Sillamäe
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Sillamäe – Estnische Frauen tragen gerne Hüte
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Sillamäe – Auch in Estland gibt es Menschen, die auf den Dosenpfand angewiesen sind
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Sillamäe – Im Hintergrund der Hafen für die Anlandung von Erzen, die hier weiterhin verarbeitet werden.
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Grenzstadt Narva – Einzig positives: Diesel war billig
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Narva – Hermannsfestung (links) und die Burg Iwanogorod auf russischer Seite
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Narva – Das ist mal eine befestigte Grenze

Der Peipus-See ist der siebtgrößte See Europas (wir lagen bei der Schätzung, welche denn die größten Seen sind, komplett daneben – wer es genauer wissen will: bitteschön). Der riesige See hatte bei unserem Besuch eine stärkere Brandung als die Ostsee! Der See musste sogar Mitte des 13. Jhd. eine Schlacht zwischen den Russen und den deutschen Ordensrittern auf der gefrorenen Oberfläche aushalten. Wir haben uns gefragt: Wurde dort Eishockey erfunden?

Hier ganz im Osten Estlands scheint die Zeit noch etwas stehengeblieben zu sein. Die Dörfer der so genannten Altgläubigen ziehen sich am Ufer des Sees entlang, Fischfang und der Anbau von Zwiebeln bestimmen den Alltag. Die einzige „Neuerung“ ist, dass die Menschen nicht mehr wie zu Altvätersitte im Winter mit dem Schlitten auf den See zum Fischen fahren, sondern mit speziell hergerichteten Autos – den Karakatitsa.

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Am Peipus-See: Altgläubigen-Dorf
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Am Peipus-See: Altgläubigen-Dorf
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Am Peipus-See: Altgläubigen-Dorf
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Am Peipus-See: Friedhof der Altgläubigen
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Am Peipus-See: Karakatitsa
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Am Peipus-See: Karakatitsa
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Am Peipus-See: Karakatitsa (hoch lebe der Ford Sierra)

Ansonsten sei dem interessierten Estland-Reisenden noch der Karula-Nationalpark empfohlen. Nichts spektakuläres, aber eine wunderschön ruhige Landschaft und – mal wieder – tolle RMK-Campsites an einsamen Seen.

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Karula Nationalpark
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Karula Nationalpark
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Karula Nationalpark: Nein, kein Hinweis auf ein Topflappenmuseum 😉
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Die Waldmegaphone sollten die Geräusche des Waldes verstärken. Naja, wer’s glaubt…

 

Unser Fazit zu Estland fällt kurz und bündig aus: Super! Wir haben die Landschaft, die Menschen und die Blaubeermarmelade genossen. Und wir waren nicht das letzte Mal hier!

 

2 Kommentare zu „Estland – Osten und Südosten

  1. Oh my god!!!
    Karin, Du siehst so dermassen, unglaublich, nahezu unverschämt entspannt aus…
    Bin ganz schön neidisch.

    Und dass Ihr dann auch noch in Sillamäe die Queen Lisbeth undercover trefft, als sie gerade vom Einkaufen kommt…

    Ich glaub, wir müssen da auch mal hin.

    Viele Grüße
    Christoph

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