Zypern mit dem Wohnmobil

Wir haben Zypern aus zwei Gründen auf unserer Reise mit dem LKW besucht: Erstens wollten wir die kältesten Wochen des Jahres im milden Klima der Insel im östlichen Mittelmeer verbringen. Und zweitens dürfen wir als Touristen nur 90 Tage in der Türkei bleiben (innerhalb eines Zeitraumes von 180 Tagen). Durch das Übersetzen nach Zypern wurde dieser Aufenthalt unterbrochen und somit stand uns noch ein ausreichendes Kontingent für unsere Weiterreise durch die Türkei im Frühjahr zur Verfügung.

In kurzen Stichworten wollen wir Euch ein paar Fakten zum Thema „Zypern mit dem Wohnmobil“ mitgeben:

Anreise

• Fähren von Mersin oder Taçusu in der Türkei fahren ganzjährig nach Famagusta oder Girne im Nordteil der Insel.
• Wir haben die Überfahrt von Taçusu nach Girne gebucht, die Fahrt dauert 5,5 Stunden, die Fähre ist hoffnungslos unpünktlich.
• Zwischen Mai und September verkehrt auch eine Fähre von Piräus (Griechenland) zum Südteil Zyperns.
• Theoretisch ist auch eine RoRo-Verschiffung möglich (teuer, dauert lang, und ihr müsst noch einen Flug buchen).
• Achtung: Wenn ihr mit der Fähre von der Türkei einreist, könnt ihr nicht die Fähre vom Südteil der Insel nach Griechenland buchen. Aus Sicht der Republik Zypern ist das Auto „illegal“ auf die Insel gekommen und kann daher nicht „offiziell“ über den Süden ausreisen.
• Im Fährhafen Girne erhaltet ihr auf Wunsch eine Aufenthaltserlaubnis von 30 Tagen. Ihr erhaltet ein Zolldokument für das Auto. Bei einem längeren Aufenthalt läuft dieses Dokument aus. Da ihr aber ein gültiges Zolldokument bei der Einschiffung in Richtung Türkei benötigt, lasst ihr euch entweder eines bei der erneuten Einreise in den Nordteil der Insel ausstellen oder ihr zahlt eine „Strafgebühr“ von aktuell 10 türkischen Lira pro Tag der Überschreitung.
• Für den Nordteil der Insel müsst ihr noch eine Versicherung für das Auto abschließen.

Grenzübertritt auf der Insel

• Ihr könnt beliebig häufig zwischen dem Nordteil der Insel (offizieller Sprachgebrauch der Grenzer: „Das besetzte Gebiet der Insel“) und dem Südteil („Das nicht besetzte Gebiet der Insel“) wechseln.
• Als EU-Bürger erhielten wir für den LKW bei Einreise in den Süden eine Genehmigung für ein halbes Jahr. Wir haben gehört, dass das Überschreiten dieser Erlaubnis unangenehm werden kann.
• Die Republik Zypern (also der Süden 🙂) ist auf unserer Kfz-Versicherungsbescheinigung aufgeführt, also brauchten wir keine zusätzliche Versicherung.
• Wir sind dem Tipp eines Einheimischen gefolgt und haben für unsere diversen Grenzübertritte eher kleinere Übergänge gewählt. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Falls ihr bei der Wiedereinreise in den Nordteil nochmals eine Kfz-Versicherung abschließen müsst: Nicht an jedem Grenzübergang kann diese Versicherung gekauft werden.
• Besonders an den kleineren Grenzübergängen fehlt es den Zöllnern manchmal am notwendigen Wissen. Das ist auch kein großes Wunder, denn ausländische Fahrzeuge sind auf der Insel eher die Ausnahme. Wir mussten zum Beispiel darauf bestehen, dass uns das nordzypriotische Zolldokument für den LKW mit einer Gültigkeit von 30 Tagen ausgestellt wird.
• ACHTUNG: Die folgenden Objekte dürfen bei der Einreise auf dem Landweg in den Südteil der Insel nicht eingeführt werden: Haustiere (!!), Fleisch, Milchprodukte und so einiges mehr. Bitte informiert Euch im Vorfeld Eurer Reise eingehend darüber. Wir wurden nicht kontrolliert, sprachen aber mit anderen Reisenden, denen man 400 g Tabak abgenommen und dafür dann auch noch eine Strafgebühr in Höhe von 160 € erhoben hat.
• Wir wollten zu Fuß vom Nordteil Nikosias in den Südteil der Stadt, während der LKW im Norden geparkt war. Der Fahrzeughalter durfte ohne sein Fahrzeug jedoch nicht den Norden verlassen. Und tricksen ist nicht: Der Versuch, die Ausreise mit dem Personalausweis statt mit dem Reisepass zu erledigen, schlug auch fehl 😉.

Auf der Insel

• Eine Autarkie in Sachen Strom/Gas für mehrere Tage ist notwendig. Es gibt – besonders im Winter – kaum Stellplätze mit einer Stromversorgung. Zum Thema Gas können wir leider keine Auskunft geben, da wir in unserem LKW ohne Gas auskommen.
• Ihr könnt eure Stellplätze frei wählen – selbstverständlich mit der entsprechenden Rücksicht auf die Bewohner und Gepflogenheiten des Gastgeberlandes. Die üblichen Apps zur Stellplatzssuche helfen auch auf Zypern.
• Mangels Infrastruktur sollten Eure Abwässer nicht verseucht sein (also keine Chemietoilette, keine herkömmlichen Wasch- oder Spülmittel).
• Es herrscht Linksverkehr. Obwohl gewöhnungsbedürftig, war es für den Fahrer des LKW eigentlich eine Erleichterung, weil er somit die typischen Hindernisse am Straßenrand (überhängende Baumäste, brüchiges Bankett…) besser im Blick hatte. Lediglich in den größeren Städten braucht es im dichten Verkehr hohe Konzentration. Aber wenn die – wie beim Fahrer des LKW – mal nachlässt und der große LKW einem kleinen Mietwagen eine Blechbreitseite verpasst 😬, dann wird das unkompliziert und professionell geregelt. Seitdem hat unsere deutsche Haftpflichtversicherung ihren Beitrag leicht angehoben 😟.
• Das Hinterland, die Akamazhalbinsel und der nordöstliche Karpaz-Zipfel sind zu einem nicht geringen Teil nur über Pisten zu befahren. Besonders nach Regenfällen ist hier auf Traktion und auch ausreichende Bodenfreiheit zu achten. Wenn man da nicht aufpasst – so wie es dem Fahrer des LKW auch einmal ergangen ist – dann kann das auch mit einem Allrad-LKW doof enden 🤔. Aber mit der Hilfe Maybrit und Niklas konnten wir uns aus dem Schlamassel befreien. Für die Interessierten unter Euch: Es gibt auch ein Video von der Rettungsaktion: Hier der Link.

Wir waren von Mitte November bis Anfang März – unterbrochen von einem dreiwöchigen Aufenthalt in Deutschland – auf dieser bezaubernden Insel.

Und jetzt noch einige Highlights aus der Kategorie „So muss das sein…“.

Genug der Worte… Der nächste Beitrag wird – großes Ehrenwort – mehr Bilder und weniger Text beinhalten. Aber darauf müsst ihr bis zur nächsten Geschichte warten.

Habt bis dahin eine gute Zeit 🙂