Kennt Ihr das auch? Ihr steht am Wasser und schaut auf das Spiel von Wellen, Wind und Sonnenlicht. Nach gefühlten fünf Minuten schaut Ihr auf die Uhr und – siehe da: Ihr habt Euch eine halbe Stunde von den Kräften der Natur fesseln lassen.
In genau diesen Momenten tanken wir buchstäblich Kraft – und das im wahren Sinne des Wortes; mehr als alle Wellness-Broschüren und Spa-Angebote suggerieren, mehr als eine Nacht mit gutem Schlaf bringt und mindestens genau so viel wie ein gutes Essen am Ende eines anstrengenden Tages. Die ungezähmte und unerschöpfliche Energie des Wassers überträgt sich auf uns, gleichzeitig ist Ruhe im Kopf – unvergleichlich schön!
An der marokkanischen Atlantikküste finden wir diese besonderen Plätze immer wieder. Nachdem der Tross der (vorwiegend französischen) Überwinterer so langsam wieder Richtung Norden zieht, wird es wieder ruhiger, die Strände, Städte und Übernachtungsplätze sind nur noch von Einheimischen und den unverzagten Langzeitreisenden (zu denen wir uns glücklicherweise zählen dürfen) bevölkert.









Jetzt öffnen wir die Vorurteils-Schublade „Besuch einer marokkanischen Stadt mit sehenswerter Medina“: Kaum kommt man in den Dunstkreis der Altstadt, ist man den aufdringlichen, teils aggressiven Händlern ausgesetzt, die ihre Waren zu einem unverschämt hohen Preis anbieten und mit allen Mitteln versuchen, Deine Aufmerksamkeit zu erlangen. Woran kann es wohl liegen, dass sie uns direkt mit „Hallo, alles gut?“ ansprechen? Doch wohl nicht an der Tatsache, dass wir nicht gerade kleingewachsen sind, Trekkingsandalen an den Füßen tragen und zum Teil mit Klamotten von Jack Wolfskin herumlaufen? Fragen über Fragen…
Jetzt aber genug mit den Vorurteilen. Das genaue Gegenteil haben wir in Essaouira erlebt. Die portugisisch geprägte Stadt westlich von Marrakesh ist aus unserer bisherigen Sicht die schönste Stadt Marokkos. Wir schlendern stundenlang über den Fischmarkt, durch die engen Gassen der Medina und den Souk und freuen uns über schöne Kunst, Keramik, Stoffe und all die anderen Kleinigkeiten. Wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, dass wir im Defender definitiv keinen Platz für irgendein Mitbringsel haben, trotzdem juckt es immer wieder in den Fingern, bei einer schön bemalten Steingutschale zuzuschlagen.





Selbstverständlich gibt es auch Orte an der Küste, die nun nicht so ganz unserem Geschmack entsprechen. Nördlich von Casablanca liegt die Stadt (oder besser Großbaustelle) Mohammedia. Hier scheint ein nicht ganz durchschaubarer Masterplan vorzusehen, dass binnen maximal 10 Jahren Hotels und Ferienwohnungen für mehr als 40.000 Menschen entstehen. Der Anblick war so gruselig, dass uns vor Schreck der Finger am Auslöser der Kamera versteifte. Somit gibt es keine Bilder. Seid Euch versichert: Das ist kein großer Verlust.
Und wer einen Ort erleben möchte, der vom Tourismus erst „wachgeküsst“ wird, sollte sich Imsouane ansehen. Zwischen Essaouira im Norden und Agadir im Süden liegt der verschlafene Ort eingeklemmt in ein Flußtal ungefähr 20 Meter über dem Meer an einer Steilküste. Was macht diesen Ort so besonders? Mal wieder das Meer, das mit seiner Brandung immer mehr Surfer anzieht. Das touristische Angebot passt sich sehr flexibel der wachsenden Nachfrage an – ob die Behörden immer damit einverstanden sind, bleibt ein Geheimnis. Auch die Infrastruktur lässt an entscheidenden Stellen zu wünschen übrig. Trotzdem: Ein wunderbar entspannender Ort mit schrulligen Akzenten!





Und was macht das Wetter? Je weiter wir nach Süden kommen, um so wärmer wird es. Hatten wir in Essaouira noch bis zu 4 Grad am Morgen, so sinkt das Thermometer in Imsouane auch in der Nacht nicht unter 10 Grad. Und tagsüber suchen wir bereits wieder nach Plätzen im Schatten.
Somit ist für uns die Entscheidung gefallen, dass wir in diesem Winter den südlichsten Teil Marokkos (Westsahara) nicht mehr besuchen werden. Aber das macht nix, wir kommen ja wieder…